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Kommentar: Bautätigkeiten Barmbeker Bahnhof

Die letzten Wochen kam viel Bewegung in die anstehenden Bauarbeiten am Barmbeker Bahnhof. Das alte Kaufhaus, in den letzten Jahren oftmals als “Schandfleck” bezeichnet, soll in den kommenden zwei Monaten nun endlich abgerissen werden – nach vielen Jahren Leerstand. Da der Koloss von innen nach außen abgetragen wird, wird Barmbek noch bis Ende September mit dem Antlitz leben müssen, bis das Gebäude schließlich Geschichte ist. Etwas, was sich sicherlich alle Bürger in Barmbek herbeigewünscht haben.

Doch was kommt nach dem Abriss? Wie eine Kleine Anfrage offenbarte und zwischenzeitlich auch schon in der Presse zu lesen war, gibt es für den Baubeginn des neuen Einkaufszentrums noch keinen Termin. Die Vermietungssituation sei schleppend, heißt es in den Medien, vermeldet durch den Projektentwickler Development Partners. Heute stand darüber hinaus sogar zu lesen, daß der Kaufvertrag zwischen DP und dem Insolvenzverwalter der Arcandor AG geplatzt sei, und komplett unsicher sei, wer das Gelände nach dem Abriss entwickle. Daß von beiden Projekten, dem neuen Einkaufszentrum und dem Bürogebäude, ausgerechnet der Neubau des Einkaufszentrums stockt, ist bitter für den Stadtteil.

Auf dem Grundstück nebenan geht es beim Bau des neuen Bürogebäudes für die VBG voran. Nachdem sich in den letzten Wochen lange Zeit eine kahle Baufläche auf dem Gelände des ehemaligen Busbahnhofes und P+R-Parkplatzes befand, sollen die Bauarbeiten am Büroturm nach dem Spatenstich vor zwei Wochen nun starten. Auch wenn die VBG in Barmbek Willkommen geheißen wird, stellt sich die Frage, ob dies für das ehemals offene und sehr grüne Gelände die perfekte Nutzung darstellt. Sollte ein solch zentraler öffentlich genutzter Raum aus städtebaulicher Sicht einfach so privatisiert werden? Sollte er noch dazu mit einem Bürokomplex genutzt werden, obwohl es in Hamburg mehr als 1 Million m² ungenutzte Bürofläche gibt?

Die PIRATEN haben schon zu Beginn der Planungen beide Fragen mit ‘Nein’ beantwortet und sich gegen den Turmbau zu Barmbek eingesetzt sowie die entsprechende Bürgerinitiative für eine alternative Bebauung unterstützt. Mit einer offenen Mischbebauung aus Gastronomie, Einzelhandel, Wohnen, Gewerbe und Kultur mit maximal fünf Stockwerken hätte zwischen diesen Gebäuden und dem neuen Einkauszentrum ein offener, begrünter Platz mit Bänken zum Ausruhen und zum Flanieren einladen können. Selbst wenn für eine derartige Mischnutzung kein Investor hätte gefunden werden können, hätte ein Parkgelände einen Ort der Ruhe und einen Anziehungspunkt mit hoher Aufenthaltsqualität für die Anwohner der Umgebung bieten können.

Die nun entstehende Verbindung zwischen Fuhle und Barmbeker Bahnhof wird als schattige und kalte Passage, gesäumt vom Bürokomplex und dem neuen Einkaufszentrum kein Ort zum Flanieren werden. Darüber hinaus wird das Bürogebäude an Wochenenden und an Feiertagen nicht genutzt und damit nicht zur Belebung der Fuhle beitragen, wie gerne behauptet wird. Auch an Werktagen werden die 550 Mitarbeiter der VBG kaum alle mittags und abends in die Fuhle flanieren. Wenn nur 10% pro Tag, also 50 Menschen, Kunden von Läden in der Fuhle werden, ist dies sicherlich schon als Erfolg zu verbuchen, aber nicht die erhoffte Belebung für die Fuhle.

Unter dem Bürokomplex haben vor allem die Anwohner direkt westlich des Geländes zu leiden. Die Kleine Anfrage offenbarte, daß über das gesetzlich vorgeschriebene Maß keine Lärmschutzmaßnahmen für die Mieter der direkt benachbarten Wohnhäuser geplant sind. Dieses bedeutet per se, daß nur an Sonn- und gesetzlichen Feiertagen sowie an Werktagen zwischen 20:00 und 07:00 Uhr kein Lärm verursacht werden darf, der “unbeteiligte Personen durch Geräusche erheblich belästigt”. Darüber hinaus werden die Mietshäuser nach Abschluss der Bauarbeiten morgens und vormittags komplett verschattet.

Pressespiegel

[1] Morgenpost vom 18.7.14: http://www.mopo.de/nachrichten/-hertie–gebaeude-in-barmbek–wann-kommt-der-grusel-klotz-endlich-weg-,5067140,27887832.html
[2] Kleine Anfrage PIRATEN vom 21.7.14: http://www.piraten-bv-nord.de/wp-content/uploads/2014/08/Anfrage-und-Antwort-zur-KA-123-2014-Gruppe-PIRATEN.pdf
[3] Hamburger Abendblatt vom 24.7.14: http://mobil.abendblatt.de/hamburg/hamburg-nord/article130514872/Endlich-Abriss-des-Hertie-Gebaeudes-beginnt-Anfang-August.html
[4] Morgenpost vom 25.7.14: http://www.mopo.de/nachrichten/bald-rollen-die-bagger-barmbek—hertie–klotz-wird-endlich-abgerissen,5067140,27941336.html
[5] NDR vom 4.8.14: http://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Abriss-des-Hertie-Gebaeudes-in-Barmbek-beginnt,hertie212.html[6] Hamburger Abendblatt vom 12.8.14: http://mobil.abendblatt.de/hamburg/hamburg-nord/article131152918/Kaufvertrag-geplatzt-Wer-bebaut-jetzt-das-Hertie-Areal.html