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(K)ein Platz für die Wechselstube?

Wir leben in einer Gesellschaft der Gegensätze: Menschen, die sehr viel besitzen stehen denen gegenüber, die nur sehr wenig haben. Rohstoffe werden immer knapper, doch der Konsum steigt. Und damit auch das Problem, dass wir keinen Platz mehr für unsere angehäuften Besitztümer haben. Hier setzt der Eimsbütteler Salon mit seiner Wechselstube an.
Geben und Nehmen – Eine gute Idee
Die Idee ist simpel und eigentlich genial: Es wird eine wettergeschützte Fläche angeboten, auf der jeder Überflüssiges und nicht mehr Gebrauchtes anbieten kann, während diejenigen, die etwas benötigen oder gerne hätten, sich die entsprechenden Gegenstände mitnehmen können. Es gibt keine Aufsicht, niemand prüft, wer wie viel bringt oder abholt, und vor allem: Es findet kein Aufrechnen zwischen Geben und Nehmen statt und auch keine Prüfung etwaiger Bedürftigkeit. Letzteres unterscheidet solche informellen Angebote von karitativen und staatlichen Organisationen.
Es gibt ähnliche Initiativen in anderen Bezirken, so die Umsonstläden in der Stresemannstraße bzw. in Harburg, die Initiative Arbeitskreis lokale Ökonomie oder das Kostnix in Billstedt.
Ein Projekt mit mehr als einem Vorteil
Von der Idee der Umsonstläden und ähnlicher Projekte profitieren nicht nur Menschen mit wenig Geld, die so kostenfrei an Benötigtes kommen. Es gibt auch einen ökologischen Aspekt, denn wir kaufen nicht nur sehr viel, wir werfen auch sehr viel weg. So viel, dass wir der Müllberge nur noch schwer Herr werden. Viele Dinge werden aussortiert, die in gutem Zustand, teilweise praktisch neuwertig und problemlos weiterverwendbar wären – wenn sie einen neuen Abnehmer finden. Umsonstläden bringen Angebot und Nachfrage zusammen und erweitern den begrenzten Radius des eigenen Bekanntenkreises. Nicht mehr Benötigtes findet so leichter einen neuen Besitzer.
Die Eimsbütteler Variante
Die Wechselstube ging insofern einen anderen Weg, als es keine Öffnungszeiten gab, das heißt, sie war rund um die Uhr zugänglich. Das hat an dem Standort in der Methfesselstraße gut funktioniert: Die Wechselstube wurde von Anwohnern betreut und beaufsichtigt. Es kam weder zu Vandalismus noch zu Brandstiftung, und der Pavillon verkam auch nicht zur wilden Sperrmüllkippe. Es gab dort wenig, was es nicht gab: Bücher, Kleidung, Elektronik, Kleinmöbel, Haushaltsgegenstände – es war so ziemlich von allem etwas da, und der Austausch von Gebrachtem und Abgeholten klappte auch. Neben dem ständigen Angebot gab es auch “Themenabende”, bei denen z. B. Kinderkleidung abgeholt oder getauscht wurde. Auch Nahrungsmittel wurden angeboten und über die Facebook-Präsenz der Wechselstube gezielt beworben.
Das Projekt war populär – so sehr, dass sogar ein Bericht im lokalen Fernsehen darüber erschien.
Wechselstube in der Methfesselstr

Prallgefüllte Wechselstube in der Methfesselstr vor der Bar 040

Vorläufiges Ende und neuer Anfang
Da die Nutzung der Fläche für die Wechselstube nicht mit dem Mietvertrag der Liegenschaft, zu der das Gelände gehört, im Einklang stand, musste der Betrieb einstweilig eingestellt werden. Der Eimsbütteler Salon verlegte seine Tätigkeit daher auf das Verteilen guter, genießbarer Lebensmittel in Kooperation mit dem EDEKA-Markt Wucherpfennig. Auch diese Lebensmittel sind kostenlos und ohne Bedürftigkeitsnachweis erhältlich (Informationen ebenfalls über die Facebook-Präsenz der Wechselstube, s. o.). Doch Marco Scheffler, Mitinitiator der Wechselstube, und seine Mitstreiter suchen nach einem neuen Ort in Eimsbüttel für das Tauschkonzept, ob auf privatem oder öffentlichen Grund.
Unterstützer gesucht
Wer über ein öffentlich zugängliches Grundstück in zentraler Lage verfügt (es darf gern klein sein, wenig mehr als ein Pavillon muss dort Platz finden) und gern die niederschwellige und soziale Idee der Wechselstube unterstützen möchte, kann sich über die Facebook-Seite der Wechselstube oder auch bei den Piraten Eimsbüttel melden (E-Mail: eimsbuettel@piraten-hh.de). Wir leiten alle Angebote gern weiter.
Wir hoffen, dass es bald eine neue Wechselstube geben wird, ob auf privatem oder öffentlichem Grund, und unterstützen offiziell die Idee dieser Institution, die auch ein Beitrag ist, um bedingungslose gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.
Zum Weiterlesen:
Beschluss der Eimsbütteler Piraten unterstützen zur Wechselstube
Gesellschaftliche Teilhabe. Eine Zusammenfassung der Positionen der Piratenpartei Deutschland zum Thema 

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